Unterhaltung / Gaming-Branche profitierte von den Lockdowns
Die Videospiele-Branche zählt zu den Gewinnern von 2020. Sie profitierte auch davon, dass viele Menschen gezwungen waren, sich die Zeit zu Hause zu vertreiben.
Den ganzen Tag vorm Bildschirm sitzen und Computerspiele zocken: Was früher bei Eltern und Freunden gleichermaßen für Kopfschütteln gesorgt hat, wurde, der Pandemie geschuldet, im Jahr 2020 für sehr viele Menschen eine gangbare Alternative, die Zeit zu verbringen und sich abzulenken.
Rückblickend war 2020 kein Born an innovativen Spielen. Dennoch sind einige sehr gelungene und erfolgreiche neue Titel erschienen, darunter Doom Eternal, Animal Crossing und Cyberpunk 2077. Zum Überraschungserfolg entwickelte sich das zwei Jahre alte, bei Enthusiasten und Gelegenheitsspielern gleichermaßen beliebte Multiplayer-Game Among Us. Das Spiel ist für alle leicht verständlich und es kann zusammen mit Freunden in kurzen Runden von wenigen Minuten über das Internet gespielt werden – was wohl Teil seines Erfolgs während der Pandemie war.
Über den Erfolg von Computerspielen freuen sich auch Anleger. Games sind mittlerweile ein fettes Geschäft. An ihnen verdienen nicht nur die Entwickler, sondern auch die Verleger (die ganz Großen der Branche übernehmen beide Rollen gleichzeitig) und die Hardware-Hersteller.
Mehr Internetanschlüsse
Bereits im Juni berichtete das Magazin Forbes über den positiven Effekt, den Lockdowns und Bleib-zu-Hause-Anweisungen verschiedener Regierungen auf die Branche haben. Beispiel USA: Im März gaben die Amerikaner 34 Prozent mehr Geld für Videospiele und Hardware aus als im Vorjahresmonat. Im April waren es 73 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Der Trend setzte sich im Rest des Jahres fort.
Doch der Erfolg ist nicht alleine Corona geschuldet. Die Branche wächst seit Jahren und ein Ende ist nicht in Sicht. Das Marktforschungsinstitut Kenneth Research aus den USA stellt fest, dass das immense Wachstum hauptsächlich auf den Zuwachs an Gamern und die Verbreitung von Smartphones und Internetanschlüssen zurückzuführen ist. Daneben macht neue Technik Spiele attraktiver für immer mehr Menschen.
Der Trend stimmt auch Anleger optimistisch. Das zeigt sich am Kursverlauf einiger wichtiger Akteure der Branche. Die Aktie des Hardware-Herstellers Nvidia stieg 2020 um mehr als 20 Prozent. Nintendo legte im gleichen Zeitraum um mehr als 50 Prozent zu. Das Papier des Spieleentwicklers und -verlegers Electronic Arts stieg um fast 34 Prozent. Konkurrent Activision Blizzard konnte rund 58 Prozent wettmachen. Die Werte liegen damit um einiges über den Zuwächsen bei den großen Indizes. Richtig Kasse machten Anleger, die sich für ETFs der Branche entschieden hatten. Einige der passiv gemanagten Investmentfonds verbuchten 2020 eine Wertsteigerung von 85 bis 90 Prozent.
Neue Konsolen
Auch die Aktien der Elektronikkonzerne Microsoft und Sony waren am Ende des Jahres deutlich im Plus. Beide haben im Dezember mit der neuen X-Box bzw. der neuen Playstation eine neue Generation von Spielekonsolen eingeläutet. Allerdings sind beide Konzerne sehr breit aufgestellt, sodass die Spielsparte nur einen Teil ihres Geschäftsmodells ausmacht. Speziell der Launch der Playstation 5 hatte (trotz Mahnung des Konzerns an die Händler, sie nur gegen Vorbestellung zu verkaufen) – Pandemie hin oder her – Schlangen vor den Geschäften zur Folge – so auch in Luxemburg, wo einige trotz Sperrstunde nachts vor einem Geschäft ausharrten. Das Gerät war kurz nach dem Verkaufsstart schon ausverkauft.
Einen aufsehenerregenden Reinfall erlebte die polnische Spielefirma CD Projekt. Das Unternehmen veröffentlichte im Dezember das jahrelang mit Spannung erwartete Game Cyberpunk 2077, nachdem die Veröffentlichung mehrmals verschoben worden war. Das Resultat enttäuschte viele. Insbesondere die Konsolenversion des Spiels machte auf viele einen unfertigen Eindruck und es wurde über zahlreiche Bugs berichtet, sodass Sony das Spiel zeitweise in seinem Onlinegeschäft für die Playstation nicht mehr anbot. Der Kurs von CD Projekt stürzte ab, um sich ungefähr dort einzupendeln, wo er sich zu Beginn des Jahres befand.
Das kalifornische Unternehmen Corsair, bekannt für seine auf PC-Spieler zugeschnittenen Peripherie-Geräte wie Mäuse, Headsets und PC-Komponenten wie Speichermodule und Netzteile, wagte im September sogar den Börsengang. Seitdem hat die Aktie mehr als 100 Prozent zugelegt. Davon profitiert aber vor allem der New Yorker Finanzinvestor Eagletree Capital, der seit 2017 Hauptaktionär von Corsair ist.
Anhaltender Trend
Ein weiterer großer Gewinner von 2020 dürfte das Washingtoner Unternehmen Valve sein. An dessen Onlineshop für Computerspiele Steam führte auch im vergangenen Jahr für PC-Spieler kaum ein Weg vorbei. Das Unternehmen von Gabe Newell ist allerdings nicht an der Börse notiert und deswegen auch nicht verpflichtet, regelmäßig Zahlen offenzulegen.
Beobachter gehen davon aus, dass sich der Trend fortsetzt. Das Marktforschungsinstitut Kenneth Research spekuliert, dass der Markt 2022 ein Volumen von 272,2 Milliarden US-Dollar erreichen wird – das würde ein durchschnittliches Wachstum von 18,97 Prozent in den Jahren 2017 bis 2022 bedeuten.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos