Unternehmen / Mineralwasser-Produzent Rosport: Kein „Hidden Champion“, sondern lokal verankert
Der Mineralwasser-Produzent Rosport geht einen weiteren Schritt in Richtung „green“ – in mehrfacher Hinsicht. Was sich zunächst wie ein Widerspruch anhört, es geht um Plastikflaschen, stellt sich als durchdachter Kreislauf heraus.
Rund zwei Millionen Euro hat das Unternehmen investiert, um zukünftig selbst Plastikflaschen aus recyceltem Material zu produzieren. Das verkündete Rosport-Direktor Max Weber (55) auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Jede dritte Flasche Mineralwasser, die im Land verkauft und konsumiert wird, kommt aus der Gemeinde Rosport-Mompach, wo der Betrieb ansässig ist.
28 Millionen Flaschen produziert Rosport jährlich. Darin steckt vor allem stilles, stark und weniger stark sprudelndes Mineralwasser. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben beim in Luxemburg produzierten Mineralwasser Marktführer. Das stille Wasser „Viva“ ist das meistbekannte im Land und bringt rund 60 Prozent des jährlichen Umsatzes.
Vor allem die Gastronomie ist ein großer Abnehmer. 48,8 Prozent der Rosport-Produktion und damit fast die Hälfte, geht dorthin. Den Titel „Hidden Champion“ will das Unternehmen für sich nicht in Anspruch nehmen. „Sicher nicht. Wir machen einfach nur unsere Arbeit in einem familiären Betriebsklima“, sagt Max Weber.
Der Wirtschaftsingenieur ist seit 21 Jahren bei Rosport beschäftigt und hat die stete Anpassung an den Zeitgeist mitgestaltet. In Zeiten, in denen der Klimawandel in aller Munde ist, hat sich das Unternehmen angepasst. Auf Plastikgebinde konnte das Unternehmen, obwohl umstritten, nicht verzichten. Die Verbraucher setzen darauf. Seit dem Jahr 2006 gibt es das Rosport-Mineralwasser in drei Größen in PET-Flaschen.
Vorher gab es nur die halbe Litergröße in Plastikverpackung, alle anderen Gebinde waren in Glas abgefüllt. „Da haben viele Konsumenten zu anderen Herstellern gegriffen, wenn sie andere Größen haben wollten“, sagt Weber im Gespräch mit dem Tageblatt. Die Plastikflaschen sind leichter, die Gebinde mit PET-Flaschen leichter zu transportieren. Die Gewichtsersparnis zwischen sechs Liter Gebinden aus Glas in gleicher Größe zu sechs Plastikflaschen beziffert Firmenchef Weber mit vier bis fünf Kilo.
Das ist ein Argument. 2005 verkaufte das Unternehmen noch 80 Prozent der Produktion in Glasflaschen, den Rest in Plastikflaschen. Bis 2023 hat sich das sehr gewandelt. In dem Jahr war mit 49 Prozent fast jede zweite abgefüllte Flasche schon eine Plastikflasche. Und im selben Jahr betrug der Marktanteil von Plastikflaschen am gesamten Verkauf 49,5 Prozent. Hergestellt wurden die Flaschen in Bascharage. Auswertungen zeigen, dass pro Woche 18 Lkws gebraucht wurden, um die leeren 468.000 Flaschen nach Rosport zur Befüllung zu transportieren.
„Das entspricht nicht mehr den heutigen Ansprüchen an Ökologie“, sagt Weber. Dank der neuen Flaschenblas-Maschine werden die Plastikflaschen zukünftig in Rosport selbst hergestellt. Nur noch ein LKW ist nötig, um die kleinen blauen Rohlinge, aus denen die Flaschen hergestellt werden, wöchentlich nach Rosport zu transportieren. „Made in Luxemburg“ ist dem Unternehmen wichtig.
Im Land verwurzeltes Unternehmen
Das Unternehmen betont seine Verankerung im Land. „Lokal“ wiegt mehr als weltweit. Die „Société à responsabilité limitée“ (S.à r.l.) braucht keine ausländischen Investoren, sondern hat aus dem Land stammende Gesellschafter. Auf Export verzichtet der Betrieb mit 28 Mitarbeitern ebenfalls ganz. „Wir finden es nicht logisch, ein Naturprodukt wie Wasser über die Grenzen zu exportieren, wo es andere Anbieter gibt“, sagt Weber zur Firmenstrategie. „Rosport schmeckt nach Luxemburg und wird ausschließlich hier vertrieben.“
Ein weiterer Schritt Richtung Ökologie ist die Tatsache, dass das Unternehmen für die Herstellung der PET-Flaschen auf recyceltes Plastik setzt. Es ist ein geschlossener Kreislauf, den Rosport aufgebaut hat. Die leere Flasche aus dem blauen Sack wird entsorgt und bei einer Firma an der Mosel in großen Ballen gesammelt, um gereinigt und zerkleinert an den Hersteller der Rohlinge in Bascharage weiterverkauft zu werden. Setzt die Firma damit auf ein „grünes“ Image? „Ich glaube, Image muss man nicht bewerben, man muss es leben“, sagt Weber.
Gelebt wird es bei Rosport. „Wir waren die ersten europaweit, die auch die Folien zur Verpackung der Gebinde aus recyceltem Material produziert haben“, sagt Weber. Dass das teurer ist, als Folien aus neuem Plastik zur Verpackung der Sixpacks herzustellen, nimmt der Betrieb in Kauf. Seit dem 3. Juli 2024 erfüllt Rosport auch die Vorgaben des „Green Deals“ der EU, nach dem die Verschlüsse fest am Flaschenhals verankert sein müssen.
Seit den Gründer- und Aufbaujahren des Unternehmens, als das Pferd im Logo noch von rechts nach links sprang, hat sich das Unternehmen stets dem Markt angepasst. Nicht nur die Produktion ist technisch kontinuierlich aktualisiert worden, auch Pferd und Reiter springen heute in die andere Richtung und stellen – ganz im Sinne von „Made in Luxemburg“ – eine Verbindung zu der Gemeinde her, in der die Quellen liegen.
Vor mehreren hundert Jahren gab es noch keine Brücken über die Sauer. Man konnte den Fluss nur auf dem Rücken eines Pferdes an seiner niedrigsten Stelle in einer Fuhrt überqueren. Ross und Fuhrt sind irgendwann zu Rosport zusammengewachsen. Da lag es für Werbestrategen nahe, Pferd und Reiter als Symbol für das heimische Naturprodukt zu wählen.
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