Märkte / Volkswagen nimmt mit Porsche-Börsengang Milliarden ein
Der größte Börsengang in Deutschland seit mehr als 25 Jahren ist unter Dach und Fach. Mit einem Volumen von 9,4 Milliarden Euro ist es die zweitgrößte Neuemission in Deutschland, knapp übertroffen nur vom Börsengang der Deutschen Telekom 1996. Der Erlös geht komplett an Volkswagen. Die Porsche AG kommt zum Ausgabepreis auf einen Börsenwert von 75 Milliarden Euro.
Porsche hat bei seinem Debüt an der Börse nach einem Stotterstart kräftig Fahrt aufgenommen. „Das ist ein historischer Moment für Porsche“, sagte VW- und Porsche-Chef Oliver Blume, der auf dem Frankfurter Parkett am Donnerstag die Börsenglocke läutete. „Heute geht für uns selbst ein großer Traum in Erfüllung.“ Der erste Kurs der Vorzugsaktie an der Frankfurter Börse lag bei 84 Euro, dann begann das Zittern. Das Papier des Stuttgarter Sportwagenbauers fiel auf den Ausgabepreis von 82,50 Euro zurück, startete schließlich aber durch und kletterte um bis zu fünf Prozent auf 86,76 Euro – auf Kosten der Aktien der Großaktionäre Volkswagen und Porsche SE, die deutlich in die Knie gingen.
Volkswagen hatte den Preis für die 113,9 Millionen Porsche-Aktien am oberen Ende der Angebotsspanne festgelegt. In dieser Größenordnung sei die Emission mehr als fünffach überzeichnet gewesen, sagten zwei mit den monatelangen Vorbereitungen vertraute Banker. Investoren hatten demnach also Porsche-AG-Aktien für mehr als 50 Milliarden Euro bestellt. 7,7 Prozent gingen laut Porsche an Privatanleger – für einen Börsengang in Deutschland ein ungewöhnlich hoher Wert. Porsche profitiert von Investoren, die darauf setzen, dass der Sportwagenbauer ungeachtet der vom russischen Krieg in der Ukraine ausgelösten Energiekrise und Rezessionsängsten seine hohe Ertragskraft behält. „Luxus geht immer“, sagten Börsianer im Vorfeld des Börsengangs.
Mit einem Börsenwert von 75,2 Milliarden Euro ist Porsche zum Ausgabepreis trotz deutlich niedrigerer Verkaufszahlen mehr wert als die Oberklasse-Rivalen Mercedes und BMW, die auf 58 und 47 Milliarden Euro kommen. Zum Vergleich: Der gesamte Volkswagen-Konzern wird an der Börse mit 85 Milliarden Euro bewertet.
„Luxus geht immer“
„Heute ist ein guter Tag für Porsche und für Volkswagen“, sagte VW-Finanzvorstand Arno Antlitz. Die Porsche AG bekomme mit der Börsennotiz mehr unternehmerische Eigenständigkeit, um ihre Strategie umzusetzen. Zugleich erhalte der Wolfsburger Konzern mehr Flexibilität bei der Finanzierung seines Umbaus zum Elektroautobauer. „Mehr denn je haben wir nun die finanzielle Kraft, die dafür nötigen Schritte zu gehen.“
Mit 9,4 Milliarden Euro ist Porsche die zweitgrößte Neuemission in Deutschland überhaupt – knapp übertroffen nur vom Börsengang der Deutschen Telekom 1996, die 9,65 Milliarden Euro einbrachte. In diesem Jahr ist Porsche der Unternehmensberatung EY zufolge sogar der zweitgrößte Börsengang weltweit. Der Erlös geht komplett an Volkswagen.
Für fast 40 Prozent des Emissionsvolumens – 3,68 Milliarden Euro – hatte sich Volkswagen bereits im Voraus feste Zusagen von Ankerinvestoren geholt. Neben dem Katar-Staatsfonds QIA geben der norwegische Ölfonds und der US-Vermögensverwalter T. Rowe Price je 750 Millionen Euro aus, der Staatsfonds von Abu Dhabi 300 Millionen.
19,5 Milliarden Euro
Porsche ist neben Audi die Cash-Cow des Konzerns. Mit einer operativen Rendite von 15 Prozent ist der Sportwagenbauer seit Jahren mit Abstand die profitabelste Pkw-Marke von Volkswagen. Im vergangenen Jahr fuhren die Schwaben mit 302.000 ausgelieferten Sportwagen und SUV 33 Milliarden Euro Umsatz ein und verdienten operativ 5,3 Milliarden Euro. Das ist dreimal so viel Umsatz und gut zweieinhalb Mal soviel operativer Gewinn wie zehn Jahre zuvor.
Der Porsche-Vorstand will den Erlös in den kommenden Jahren um sieben bis acht Prozent jährlich steigern. Die Rendite soll auf mittlere Sicht auf 17 bis 19 Prozent des Umsatzes steigen. Langfristig soll sogar die Marke von 20 Prozent geknackt werden.
Von der Rendite und der Produktionstechnologie der Tochter will Volkswagen auch künftig profitieren. Auch für die seit Monaten dümpelnde eigene Aktie erhoffen sich die Wolfsburger mehr Schwung. Der bisherige Alleineigentümer reduziert seine Beteiligung an dem Sportwagenbauer auf 75 Prozent minus eine Aktie. 12,5 Prozent der 911 Millionen Aktien sind an der Börse handelbar. Weitere 12,5 Prozent – allerdings in Form stimmberechtigter Aktien – kaufte der VW-Hauptaktionär Porsche SE.
Mit dem Verkauf der Porsche-Aktien winkt Volkswagen in den nächsten Wochen damit ein Geldregen von insgesamt 19,5 Milliarden Euro. Davon soll knapp die Hälfte als Sonderdividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Das wäre eine Sonderdividende von rund 19 Euro. Gut drei Milliarden Euro gingen damit an die Porsche SE, eine Milliarde an den VW-Großaktionär Katar, der 1,88 Milliarden Euro in Aktien der Porsche AG steckt. Gut 1,1 Milliarden Euro fließen ins Staatssäckel des Landes Niedersachsen.
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Und in 5 Jahren wundert man sich über „feindliche“ Übernahme von den Chinesen oder den Indern.
Momentan freuen sich die Anleger noch.