Der Politflüsterer / Politiker*innen außer Rand und Band
Villeroy & Boch dürfte sich freuen, denkt der Politflüsterer. Denn offensichtlich üben Politiker*innen sich in einer neuen Disziplin: Porzellan zerschlagen. Claude Meisch sucht ein stadtbekanntes Lokal auf, um, vermeintlich im Geheimen, mit seiner Sparringpartnerin den Tassenweitwurf zu trainieren. Simone Beissel und Astrid Lulling lassen sich dagegen ganz ungeniert direkt dabei filmen, wie sie durch plumpes, ungeschicktes Palavern Schaden anrichten und menschenverachtendes Zeug über Bettler reden. Darauffolgende Entschuldigungen und Erklärungen wirken unehrlich, hohl.
Wo bleibt denn da die gute Kinderstube? Der Anstand? Die Frage darf man sich auch beim ADR-Cheftellerwerfer F. Keup stellen. Beissels Vergehen sei doch nicht schlimmer als falsch parken, schreibt er auf Facebook. Wer es anders sehe, solle doch Anzeige erstatten. F.K. richtet sich eigenen Worten zufolge damit an alle woken, linksgrünen Hysteriker. Alle anderen sollen schweigen. Hätte er einen Menschen wie Keup als Lehrer gehabt, denkt der Politflüsterer, dann hätte er in Geschichte doppelt gut aufgepasst.
Ja, Geschichte ist wichtig, ihre Aufarbeitung ebenso. Dazu gehört selbstverständlich auch die Attentatsserie der sogenannten „Bommeleeër“. 40 Jahre ist das nun her. Männer, die zu der Zeit kraftstrotzende Kerle waren, sollen unter Umständen jetzt zum Seniorentreff vor Gericht geladen werden. Nicht unbedingt, weil sie erotische Gefühle beim Sprengen von Strommasten hatten, sondern weil sie beim letzten Prozess vor zehn Jahren vielleicht nicht die Wahrheit und nichts als die Wahrheit gesagt haben sollen.
Der Staat wird, falls es denn zum Prozess kommen sollte, als Kläger auftreten. Der Staat ist heute unter anderem Premierminister Luc Frieden. Zu seiner Zeit als Justizminister soll er laut Medienarchiven 2013 versucht haben, die Ermittlungen in der „Bommeleeër“-Affäre zu beeinflussen. Er habe die Anschuldigungen als haltlos, grundlos zurückgewiesen. Damals überlebte er ein Misstrauensvotum im Parlament. Man wird sehen, wie der Grand-Luc sich diesmal positioniert. Er sollte allerdings auf die Uhr achten, sinniert der Politflüsterer, denn die wurde schon mal einem Premier zum Verhängnis. Apropos, wo ist eigentlich Frank Schneider, der Spion, den niemand liebt? (Marco Goetz)
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Die gute Kinderstube, der Anstand? Wo sind sie geblieben? Tempi passati. Es wird uns jeden Tag vorgelebt, in der Politik, in den Medien, im öffentlichen Lebenhalt, dass es scheinbar auch ohne diese Tugenden geht. Mal sehen wohin uns diese Lebenseinstellung führt.
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Solange der Rechsstaat Luxemburg sich weigert, das ab 1933 im unfehlbaren päpstlichen „Luxemburger Wort“ befürwortete Unrecht aufzuklären, solange wird Luxemburg im Unrechtssumpf verharren. (…) „Il est temps de crever l’abscès. (…)
(Georges BÜCHLER, lux. Historiker, Tageblatt, 01.03.2013)
MfG
Robert Hottua
Waren das noch Zeiten als die Roten ehrliche Politik machten.