Kommentar / Frechheit: Regierung erinnert an Alborz Teymoorzadehs Einspruchsrecht
Wie borniert kann man eigentlich sein? Zuerst weist das Innenministerium dem iranischen Künstler Alborz Teymoorzadeh die Tür, jetzt spielt es ihm den Ball zu: Wenn er will, kann er Einspruch gegen seine Ausweisung einlegen oder sich erneut um eine Aufenthaltserlaubnis bewerben – vorausgesetzt, er kann inzwischen finanzielle Rücklagen aufweisen, die dem sozialen Mindestlohn entsprechen. Das verkündeten Innenminister Léon Gloden (CSV) und Kulturminister Eric Thill (DP) in einer gemeinsamen Antwort auf parlamentarische Anfragen von „déi gréng“ und „déi Lénk“. Dabei waren Teymoorzadehs Kontostand und der angeblich fehlende Mehrwert seiner Kunst für Luxemburg Gründe für die Ablehnung seines Dossiers. Statt sich über diese herablassende Geste der Regierung aufzuregen, titeln luxemburgische Medien brav „Teymoorzadeh könnte zurückkommen“ oder „(Awer) Wëllkomm“.
Hielt die Regierung Anfang der Woche noch krampfhaft am Gesetzbuch fest, um Teymoorzadehs Rauswurf zu rechtfertigen, wirft sie es ihm nun vor die Füße – soll er sich doch wehren, steht ihm ja zu. Als brotloser Künstler hat er bestimmt ausreichend Zeit, innerhalb weniger Monate zum dritten Mal um einen Platz in Luxemburg zu flehen. „Dat ass de Geck mat de Leit gemaach“, wie es auf Luxemburgisch so schön heißt. Auch, weil Vertreter*innen des Kulturministeriums schon im Juli von Teymoorzadehs Lage wussten. Sie halfen ihm jedoch nicht weiter und nahmen nach Bekanntgabe seiner Ausweisung keinen Kontakt zu ihm auf.
Die Regierung gibt die Verantwortung nach anhaltendem Protest aus der Kulturszene und kritischen Fragen der Opposition also an den Betroffenen ab: Selbst schuld, wenn er weder Kraft noch Kohle hat, um um die Gunst der Zuwanderungsbehörde zu buhlen – die Tür, die ihm vor der Nase zugeschlagen wurde, steht doch sperrangelweit offen. Diese Attitüde lässt den Umgang mit Migrant*innen und Menschen in sozialer Notlage nur erahnen. Ihre Würde wird kleingeschrieben. Und an Alborz Teymoorzadeh: Choose wisely.
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