Der Politflüsterer / Ein großherzogliches Schlossgespenst gegen die Wohnungsnot
Großherzog Henri wusste bis zu dieser Woche nicht, was ein Podcast ist. Der Politflüsterer befürchtet stark, dass er es auch heute noch nicht weiß. Denn das, was unmittelbar vor der „Lieutenance“ über den Äther ging, war alles, nur kein Podcast. Ist aber nicht weiter schlimm, denn für neumodisches Zeugs ist am Hof eh die neue Generation verantwortlich.
Und die gibt sich ziemlich bodenständig. So erfuhr das Land, dass Erbgroßherzog Guillaume den kleinen Prinz Charles höchstpersönlich jeden Morgen zur Schule fährt. Und ihn abends auch noch ins Bett bringt. Sein Vater Henri findet es „ganz exzeptionell, wie sie das machen“, schließlich hätte das erbgroßherzogliche Paar „nicht viel Hilfe“.
Da man als moderne Familie einen anderen Lebensstil als die vorherigen Generationen hätte, ziehe man nicht ins Schloss, sondern in ein noch zu bauendes Familienhaus davor, sagte Guillaume. „Ich finde, das ist eine moderne Art und Weise für eine junge Familie mit kleinen Kindern. Es ist bestimmt angenehmer, in einem Haus zu wohnen, als in einem großen Schloss“, kommentierte der stolze Papa die Entscheidung seines Sprösslings. Einen Kasten im Park fände er aber nicht schön, so Henri weiter. Es wird ein energieeffizientes Passivhaus im klassischen Stil, da es zum Schloss passen müsse, hatte Guillaume zuvor beschwichtigt. Der Kostenpunkt bleibt geheim, das Haus werde aber mit eigenen Mitteln finanziert, nicht mit Steuergeldern.
Das beruhigt den Politflüsterer natürlich ungemein, wobei er sich dann doch fragt, wie das eine von dem anderen genau zu trennen ist. Unterm Strich aber bleibt: Wenn nur alle Luxemburger verstehen würden, dass ein Leben in einem Schloss kein Zuckerschlecken ist, dann wäre die Wohnungskrise vielleicht gelöst. In den vielen Palästen über Land könnten Einliegerwohnungen oder WG’s entstehen. Eine Win-win-Situation für den Großherzog wäre das allemal, denn er könnte sich die Eröffnung der „Semaine du logement“ in Zukunft sparen.
- Neues Buch von Pierre Back: Ein Leben im Zeichen des Boxsports - 12. November 2024.
- Rekorde, Perspektiven und ein Ausweichquartier: Direktor Jean Halsdorf blickt voraus - 2. November 2024.
- Hubert Flener: „Der Respekt vor dem Toten ist das Wichtigste“ - 31. Oktober 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos