Der Politflüsterer / Trick or Treat: Leichenfledderei bei den Piraten
Was für eine schaurige Woche das wieder war, denkt sich der Politflüsterer. Voller Ehrfurcht blickt er auf die Fernand-Kartheiser-Show im Europaparlament zurück, inszeniert als wahrlich selbstloser Kampf zum Erhalt unserer Muttersprache.
Deren korrekte Schreibweise ignoriert sein Parteikollege Tom Weidig in den sozialen Netzwerken regelmäßig. Diese Woche regte sich Weidig auf, dass Alerte.lu sein Handy kontrolliere und das Lautlos-„Setting“ (Lëtzb.: „Astellung“, Anm.d.Red) ausgeschaltet habe. So was geht ja auch nicht. Man sitzt im Restaurant beim Cognac und plötzlich klingeln und blinken Dutzende von Handys, weil Cattenom gerade in die Luft fliegt oder russische Raketen auf Luxemburg zusteuern. Das würde die gemütliche Atmosphäre doch glatt ruinieren.
Gemütlich wird es kommende Woche nicht, immerhin stehen Halloween, Allerheiligen und Allerseelen an. Vielleicht ist dann auch mal Pause mit der Leichenfledderei bei den Piraten. Inzwischen üben sich sogar die Grünen als Aasfresser. „Nice to have“ kommentierte deren Ex-Co-Parteipräsident Meris Sehovic den Wechsel der Escher Rätin Broers zu seiner Partei. Die war zu ihrem Sitz im Gemeinderat ein wenig wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Also unverhofft. Seitdem fiel sie außer zwei doch eher misslungenen Redebeiträgen nicht weiter auf.
Der Escher Schöffe Sehovic möchte Broers in die Spur bringen und ihr die Unterstützung zukommen lassen, die sie bei den Piraten vermisste. Aus reiner Nächstenliebe tut er das nicht, immerhin haben sich die Kräfteverhältnisse im Gemeinderat verändert. Aus einer hauchdünnen ist eine komfortable Mehrheit geworden. Schwarz-Blau-Grün braucht seine Schäfchen nicht mehr ganz so streng im Zaum zu halten, um am Ruder zu bleiben. Und Sehovic seine Parteikolleginnen auch nicht mehr. Ob es unter den neuen Vorzeichen wirklich zum vereinbarten Wechsel bei den Grünen zur Mitte der Legislaturperiode auf dem Schöffenposten kommt, fragt sich der Politflüsterer. Und ob Sehovics Standing in der Koalition noch das gleiche ist – rein rechnerisch wäre in Esch nämlich wieder Rot-Rot-Grün möglich. Trick or Treat, Süßes oder Saures?
Der Politflüsterer bleibt am Ball, oder besser am Kürbis. Ob Weidigs Handy wohl blinkt und klingelt, wenn untote Piraten am kommenden Donnerstag marodierend durch die großherzoglichen Straßen ziehen? (Philip Michel)
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