Kinowoche / Too many ghostbusters
Remakes, Reboots und Sequels – alles alltägliche Begriffe in der zeitgenössischen Hollywood-Maschinerie. Seit einigen Jahren macht auch das „legacy sequel“ seine Runden. „Ghostbusters: Frozen Empire“ ist Paradebeispiel für diese Tendenz. Ein Paradebeispiel und gleichzeitig ein Lehrstück darüber, wie viel näher die Sackgasse, in die sich diese Filme hineinmanövrieren, eigentlich ist.
„Ghostbusters: Frozen Empire“ ist nicht das erste „legacy sequel“ in der Franchise. Vor genau drei Jahren erschien nämlich „Ghostbusters: Afterlife“. Daran erinnern können sich eigentlich nur noch die hartgesottenen Fans des Originalfilms von 1984. Die Spenglers – die Nachfahren von Egon Spengler, einem der Originalgeisterjäger – zieht es dorthin, wo vor vierzig Jahren alles angefangen hat: in das alte ikonische Feuerwehrhaus, in dem die Ghostbusters ihr Hauptquartier hatten. Der Tätigkeitsbereich hat sich aber vergrößert. Die alten Geisterjäger – alle überlebenden Spieler der Originaltruppe sind in mehr oder weniger größerem Maße mit an Bord, wenn auch niemand in substanzieller Rolle – haben in der Zwischenzeit ein großes Forschungslabor auf die Beine gestellt. Kein Fortschritt auf dem Gebiet der Geisterjägerei kann die intergenerationelle Interessensgemeinschaft auf den Dämon vorbereiten, der eines Tages mit einem mysteriösen Artefakt im Büro landet.
Nur einmal pro Franchise
Um noch einmal auf diesen „legacy sequel“-Begriff zurückzugreifen. In diesen Sequels wird die Kontinuität der früheren, oft sehr beliebten Werke beibehalten. Obwohl zwischen Original und Sequel sehr viel Zeit vergangen ist, auch im Filmuniversum selbst, bleiben Originalfiguren präsent, während auf neuen Figuren Geschichten aufgebaut werden. Es ist die perfekte Plattform, um mit einem winzigen Hauch von illusionärer Frische die goldene Kuh der Nostalgie zu streicheln, bis dass diese tot umfällt, weil aus ihr nichts mehr zu holen ist. Es gibt Beispiele, wo dieses Prozedere gut funktionierte – „Star Wars: The Force Awakens“ und „Top Gun: Maverick“ –, und dann gibt es die Beispiele, bei denen man eigentlich zwei Stunden einer krepierenden Kuh zuschaut. „Ghostbusters: Frozen Empire“ ist so eine tote Kuh. Der Schreiberling dieser Zeilen hat die Theorie, dass der Nostalgie-Coup dieser Sequels eigentlich nur einmal pro Franchise funktionieren kann. So zynisch er ist, gab er dem „Ghosbusters“-Film mit der Frauentruppe von 2016 sowie „Ghostbusters: Afterlife“ den sogenannten „benefit of the doubt“. Obschon Jason Reitmans „Afterlife“ chaotisch und in seinem Ton keineswegs entschieden war und Harold Ramis’ CGI-Auftritt aus dem Jenseits im letzten Akt grenzwertig war, berührte der Film wenigstens mit diesem Nostalgiemoment, den so nur das kalkulierende Hollywood produzieren kann.
In „Ghostbusters: Frozen Empire“ fragt man sich binnen der ersten halben Stunde, was eigentlich die Daseinsberechtigung für diesen Film ist. Zwischen den beiden Filmen ist zwar „Ghostbusters“-Kreativkopf und Regisseur Ivan Reitman gestorben, aber die Huldigung an seinen Vater, mit New York und den Originalschauplätzen, gelingt Drehbuchautor Jason Reitman nicht im Geringsten. Mal davon abgesehen, dass schlichtweg zu viele Figuren Geisterjäger sein wollen – „Stranger Things“-Star Finn Wolfhard hat in diesem Film absolut gar nichts zu tun, genau wie die Comedians Patton Oswald und James Acaster. Die Story ist uninspiriert und langweilig und so kommt man zum Schluss, dass die 40-jährige Geisterjägerei der einst coolen Freaks mit Photonenrucksäcken nur noch Schichtarbeit ist.
„Ghostbusters: Frozen Empire“ von Gil Kenan, mit u.a. Paul Rudd, Carrie Coon, McKenna Grace und Dan Aykroyd, zu sehen in den Kinepolis-Mulitplexkinos, sowie den Regionalkinos von Cinextdoor und Caramba.
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