Kommentar / Die neue Moralität
„Wenn wir den Übergang schaffen in eine neue Art von Normalität, die durch die Einhaltung der elementaren Hygienemaßnahmen gekennzeichnet ist, können wir unsere Freiheit zurückbekommen“, sagt die grüne Justizministerin Sam Tanson im Interview. Diese neue Art von Normalität könnte unsere Freiheit, wie wir sie in den vergangenen Jahrzehnten gekannt haben, nachhaltig beeinflussen. Die Schutzmaske, die in verschiedenen Regionen Asiens schon seit Jahren zur vestimentären Grundausstattung gehört, hat sich inzwischen auch in Europa notgedrungen zum Modetrend entwickelt. Die Gemeinden täten gut daran, das Vermummungsverbot wieder aus ihrem Polizeireglement zu streichen. Ständiges Händewaschen wurde bis vor zwei Monaten noch als Zwangsstörung angesehen, heute ist es Teil der neuen Normalität. Küsse, Umarmungen und Händeschütteln sind in vielen Kulturkreisen Teil der gesellschaftlichen Konvention. Inzwischen gelten sie als lebensbedrohlich.
Die Corona-Pandemie könnte aber noch weiter reichende Auswirkungen auf unser soziales Leben haben. One-Night-Stands und wechselnde Partner, Polyamorie und Beziehungsanarchie dürften künftig deutlich zurückgehen. Menschen, die nicht in einer familiären, familienähnlichen oder monogamen amourösen Beziehung zusammenleben, müssen Abstand voneinander halten. Die Gefahr besteht, dass die neue Normalität zu einer neuen Moralität wird, mit Wertvorstellungen, die wir zumindest in Mittel- und Westeuropa überwunden geglaubt hatten.
Eine Rückkehr zur „alten“ Normalität kann eigentlich nur ein Impfstoff bringen. Bis der gefunden ist, kann es aber noch einige Zeit dauern. So lange müssen wir darauf achten, dass bestimmte Moralvorstellungen nicht wieder die gesellschaftliche Struktur vereinnahmen. Es hat schließlich lange genug gedauert, sie zumindest ansatzweise daraus zu entfernen.
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am beschten wär, all Dag ee Rousekranz bieden
dat huet an der Zäit mol gehollef
ob dat haut nach gêlt, dat weesse mer nêt
Moralitäten waren Schauspiele mit moralischem oder religiös-lehrhaftem Charakter, die im Mittelalter in Europa beliebt waren.
„Jenseits von Gut und Böse. Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind.“ ( M.Schmidt-Salomon ) Buchtip für Coronazeiten
Weg von falscher Moral hin zu einer Sozialethik die uns bessere Lebensbedingungen schafft. Es gibt sie noch die bibeltreuen Moralisten die z.B. vorehelichen Verkehr verdammen ..und vieles mehr. Nein,dahin sollte uns auch eine Pandemie nicht zurückbringen.
Wann an Zukunft weider Kontaktverbuet herrscht ass all Problem a spéitstens 60 Joër geléist…….
Vu dass jo keng nei Bezéihunge méi kënnen entstoën sinn tëschemënschlech Aktivitéiten onméiglëch an déi Sach mat der unbefleckten Empfängnis ass wuel éischter fir déi ganz haart Gleeweg…….
„Alte moralität“, „neue moralität“…? Es geht in der moral nicht um alt oder neu (sind wir in der modebranche?), sondern um das was eine gesellschaft zu einem gegebenen moment als richtig oder falsch betrachtet. Hier werden individuelle und kollektive normen verwechselt, deskriptiv und normativ, usw. „beziehungsanarchie“ kann für den einen wünschenswert sein, für den andern nicht. Covid-19 ist ein virus, keine moralische autorität! Wenn in den kommentaren dann noch sandkasten-atheisten als philosophische referenz herhalten, bin ich mal weg. Weit weg.
Mein Traum war es eh aus der Gesellschaft auszutreten. Eigentlich geh ich nur arbeiten um mir ein abgelegenes Haus kaufen zu können, was aber bei den Preisen nicht möglich ist. Was empfiehlt die Regierung mir? Tagtäglich werd ich gezwungen mit immer mehr Menschen klarzukommen (Open Space, Etagenwohnung, Lärm der Autos, Mobiltelefon Pflicht, öffentlicher Transport), was empfehlen sie einem überzeugten Aussteiger, der aber weiterhin in Luxemburg bleiben will?
Die Moral kommt vom Himmel. Bitte nicht falsch verstehen: nicht in der Form eines brennendem Busches…obwohl: wenn kein Regen fällt, gibt’s nix zu futtern. Und dann brennt auch das Gebüsch. Das wenige, das es überhaupt hier gibt. Ein Schelm der dabei an göttliche Zeichen denkt ;).
Wir leben hier in Luxemburg ja nur noch, weil virtuelles Geld da ist, um global einzukaufen, Futter für unsere Rinder, Exportschlager, und unsere Milch, ebenfalls im Überschuss vorhanden…
Derweil die virtuellen Geldmacher Golf spielen wollen, auf Flächen, die wohl auch gut für Weizen oder Gemüse wären.
Und wenn sie es nicht dürfen, muss der Rasen gesprengt werden. Mit Wasser, das eigentlich gar nicht da ist.
Lassen Sie sich nicht von den paar Tropfen heute draussen in die Irre führen: Die Moral hat sehr trockenen Humor.
HTK: Wie ernstzunehmen ist der von Ihnen zitierte Autor, der in seinem Werk die Schuldfähigkeit von Hitler und Stalin infrage stellt und deren Handeln mit Erlebtem erklärt. Ist das ein Taschenspielertrick der Psychiatrie, um das Böse zu entschuldigen oder zu relativieren?
@Sepp: Man kann sich auch inmitten von vielen Menschen gut und zielstrebig zurückziehen. Gelingt mir seit Jahrzehnten recht gut.
Alles eine Frage der Selbstdisziplin… und von Ritualen.
Schon banale und eigentlich idiotische Dinge wie ein Kleidertausch können Wunder bewirken.
Wobei Kleider wechseln momentan eh eine gute Idee ist. Vorher aber auch schon.
Ganz aussteigen mag seinen Reiz haben, dann braucht man aber auch nicht zu heulen, wenn man mal die Gesellschaft braucht (wegen gesundheitlicher Probleme beispielsweise).
Mehr „Moral“ war auch angesagt, als Aids auftauchte.
Und obwohl die Krankheit bis heute nicht richtig geheilt werden kann, sondern nur durch Medikamente etwas mehr Lebensqualität und eine verlängerte Lebensdauer erreicht werden kann, spricht in diesem Bereich kaum noch jemand von Abstand halten