Kommentar / Inklusion von Menschen mit einer Behinderung ist in Luxemburg zu oft ein Nachsatz
So optimistisch man sich beim Familienministerium auch geben mag: Der KPMG-Bericht zur Halbzeit des Nationalen Aktionsplans zur Umsetzung des Abkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist nicht gerade positiv ausgefallen. Schon als er 2019 vorgestellt wurde, waren viele Betroffene alles andere als zufrieden. Dass nun nur die Hälfte der bis zum 30. Juni 2022 geplanten Maßnahmen überhaupt umgesetzt wurde, muss sich wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen. Denn viele der als abgeschlossen bezeichneten Maßnahmen entsprachen von vornherein nicht den Forderungen oder erweisen sich in ihrer Umsetzung als deutlich problematischer als gedacht, während andere Projekte, auf die man schon seit Jahren wartet, immer noch vor sich hin eiern.
Inklusion ist in Luxemburg immer noch ein „Extra“, das man sich gönnt, wenn alle anderen Probleme beseitigt sind. Wir müssten längst so weit sein, dass „Design for all“ fest in unseren Denkprozessen verankert ist. Doch das erfordert sowohl von den Ministerien als auch von der Zivilbevölkerung ein radikales Umdenken. Zum Beispiel die „leichte Sprache“: Würden Ministerien, Gemeinden, Organisationen und auch Zeitungen – die Kritik gilt ebenfalls für das Tageblatt – Informationen automatisch auch in „leichter Sprache“ zur Verfügung stellen, könnten Menschen, die darauf angewiesen sind, selbstständiger am Leben teilnehmen.
Veränderungen erreicht man aber nicht nur durch Lob. So gerne man sich bei der Regierung über das bisher Geleistete auf die Schulter klopfen möchte: Es ist an der Zeit, dass man beim Thema Inklusion endlich aufs Gaspedal drückt – damit in Luxemburg Menschen mit Behinderung nicht ständig vor unüberwindbaren Hürden stehen gelassen werden. Sonst werden wir wohl ewig anderen Ländern in puncto Inklusion hinterherhinken.
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