Kommentar / Putins Erpressung nicht nachgeben
Die Ukraine tut gut daran, auch ohne Verlängerung des Getreideabkommens mit Russland den weiteren Export seiner Agrargüter über das Schwarze Meer einzufordern. Denn warum sollte sich Kiew dem Wohlwollen seines Aggressors unterwerfen, wenn es seine international verbrieften Rechte wahrnehmen und über internationale Gewässer Handel treiben will? Das Schwarze Meer ist kein russisches Mare Nostrum. Und es ist mehr als verständlich, dass die ukrainische Regierung keineswegs dafür sorgen will, dass russisches Ammoniak über den Hafen von Odessa exportiert wird, während gleichzeitig russische Truppen ganze Städte und Dörfer im Land dem Erdboden gleichmachen. Wladimir Putins Drohung, die Sicherheit der aus ukrainischen Häfen auslaufenden Frachtschiffe nicht garantieren zu können, ist eine Erpressungsmethode, mit der vor allem die ärmsten und bedürftigsten Menschen auf der Welt als Geiseln genommen werden. Jene, wie etwa im Sudan oder im Jemen, die auf UN-Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, werden ebenso hungern müssen wie andere, die sich bei wieder steigenden Getreidepreisen schlicht und ergreifend nichts mehr leisten können. Aus den Zahlen der von den Vereinten Nationen mitinitiierten „Black Sea Grain Initiative“ geht hervor, dass überwiegend Entwicklungsländer, aber auch vor allem China Getreide aus der Ukraine beziehen. Rund acht Millionen von insgesamt 33 Millionen Tonnen wurden nach China verschifft. Gut möglich, dass der Kreml-Herrscher bald einen Anruf aus Peking erhält. Die Regierung tut gut daran, der Erpressung Putins nicht nachzugeben.
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