Der Politflüsterer / Theater im Staatsrat: Wer wird Nachfolger von Christophe Schiltz?
Ben Polidori wechselt zur LSAP und die 61 Millionen Euro der Caritas bleiben verschollen. Muße also, sich anderen Themen und Akteuren zuzuwenden. Dem Staatsrat beispielsweise. Eine Institution, deren Mitglieder sich in den vergangenen Monaten immer wieder mit Vorwürfen der Intransparenz und Vorteilnahme konfrontiert sahen – es kamen mitunter sogar erste Impulse für die Reform des Staatsrates auf.
Ob sich diese Ideen konkretisieren? Fraglich. Mit ziemlicher Sicherheit aber wird das Drama im Staatsrat in nächster Zukunft nicht weniger. Nicht etwa, weil sich ein neuer Skandal anbahnt. Nein, es ist weitaus weniger mondän. Die LSAP schickt sich nämlich an, einen Nachfolger für Christophe Schiltz zu nominieren, der seine berufliche Karriere als Botschafter in Rom fortsetzt. Der ehemalige Präsident des Staatsrates soll demnach von einem roten Parteikollegen ersetzt werden. Und das sollte nach Wunsch der Partei, so will der Politflüsterer es gehört haben, niemand anders als Marc Limpach sein.
Konjunktiv, denn: Der bei der CSSF tätige Jurist, der in seinen Urlauben quasi nebenher auch als Schauspieler und Autor tätig ist, ist auch Präsident der LSAP-nahen Robert-Krieps-Stiftung. Berufungen, die der Mann aus dem Süden Luxemburgs wohl nicht aufgeben wollte, sodass er der Partei abgesagt hat. Romain Heinen heißt somit der Spitzenkandidat auf die Nachfolge von Schiltz. Der Direktor der Mehrwertsteuerverwaltung soll demnächst in Rente gehen und hätte demnach etwas mehr Zeit. Und wäre auch Wunschkandidat von Lucien Lux – und wer kennt das innere Gefüge des Staatsrates besser als das Mitglied, das in die Geschichte der Institution eingehen wird, weil ihm die erste Rüge überhaupt im Staatsrat zuteilwurde?
Obwohl die Erinnerungen an den Urlaub den Politflüsterer immer noch ein bisschen wehmütig stimmen, bieten sich immer weniger Möglichkeiten, an die warmen Sommermonate zurückzudenken. Die politischen Ränkespiele nehmen so langsam wieder Fahrt auf, während sich Luxemburgs Politkaste langsam wieder vollzählig am „Krautmaart“ einfindet. Der Politflüsterer kommt aber nicht umhin, sein Bedauern über die mögliche Nominierung auszudrücken: Schade, dass innerhalb der LSAP nicht auch eine Frau in Erwägung gezogen wurde – mit der Geschlechterparität im Staatsrat ist es nämlich nicht weit her. Die nächstgrößere Inszenierung und eine entsprechende Ablenkung lässt ja nicht lange auf sich warten. In der traditionsgemäß männlichen Hauptrolle dann nicht Marc Limpach oder Romain Heinen, sondern Papst Franziskus. Es sei denn, die 61 Millionen Euro tauchen in der Zwischenzeit doch noch wieder auf.
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