Kommentar / Wann ist ein Mann ein Mann?
Zu Unrecht wird #MeToo häufig als Bewegung betrachtet, bei der es einzig um Frauen geht. Als die US-amerikanische Bürgerrechts- und Menschenrechtsaktivistin Tarana Burke 2006 ihre „Me Too“-Kampagne im sozialen Netzwerk MySpace startete, wollte sie Opfern von sexualisierter Gewalt einen geschützten Raum geben, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Auch 2017, als die US-Schauspielerin Alyssa Milano das Twitter-Schlagwort #MeToo in Umlauf brachte, schrieb sie: „Wenn du sexuell belästigt oder angegriffen worden bist, schreibe #MeToo als Antwort auf diesen Tweet.“
Dass sich hierbei hauptsächlich Frauen melden, sagt viel über die Gesellschaft aus, in der wir leben. Der Tweet richtete sich jedoch an alle Opfer. Denn: Auch Männer können Opfer sexuellen Missbrauchs werden. Auch Männer können leiden, Schmerzen erfahren, belästigt oder angegriffen werden. Und Männer dürfen weinen. Sie müssen die Möglichkeit erhalten, in einem geschützten Rahmen darüber zu sprechen, ohne beurteilt zu werden. Wie viele Männer letztendlich (sexualisierte) Gewalt erfahren, ist schwer herauszufinden. Es gilt nach wie vor als Tabuthema.
Zum Glück ändern sich gesellschaftliche Rollenbilder. Vor allem bei der jüngeren Generation steigt das Bewusstsein für dieses Thema. Doch nicht alle ziehen mit. Macho-Influencer wie Andrew Tate hängen an alten Mustern fest. Wer ein „echter Mann“ ist, muss hart sein. Keine Gefühle zeigen. Männer sind dominant und packen an. Mit der Brechstange durch die Wand. Am besten noch 20 SUVs besitzen und morgens, mittags und abends kiloweise Fleisch essen. Wer nicht diesem Idealbild entspricht, gilt als effeminiert oder verweichlicht.
Mit solchen Idealen schaden Betroffene nicht nur ihrem Umfeld, sondern letztendlich auch sich selbst. Toxische Männlichkeit basiert auf einem patriarchalen Männerbild. Sie lässt keinen Raum für Emotionen außer Wut zu. Emotionen, die jedoch menschlich sind und einen Menschen nicht weniger „männlich“ machen.
Am 1. Februar ist ein großherzogliches Reglement in Kraft getreten, das die Kostenübernahme bei Psychotherapien regelt. Dies ist ein bedeutender Schritt, um Psychotherapien für alle Menschen in Luxemburg zugänglich zu machen. Psychische Leiden dürfen kein Tabuthema mehr sein. Auch nicht, wenn man ein Mann ist.
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Fragen sie mal bei Herbert Grönemeyer und Schimanski nach… die werden ihnen das sagen… beinhart!
Man kann das jederzeit an ihren Pronomen feststellen, wo denn sonst?
Schauen sie sich den Wolodymyr Selenskyj an.
Und wann ist eine Frau eine Frau? Wann ist ein Mensch ein Mensch? Auf letztere Frage kommt es an.