Retro 2021 / Es kann weiter geträumt werden
Die Jahresendfeiertage sind die Momente, wo zurückgeschaut und auch nach vorne geblickt wird, wo Wünsche und Vorsätze für die kommenden Monate ausgesprochen werden, wo Hoffnung und Träume die Realität wenigstens für kurze Zeit vergessen lassen.
Weiter hoffen und träumen werden auch die Bürgermeister, Schöffen und Gemeinderäte der fünf Kommunen, die seit Jahren versuchen, die größte Fusionsgemeinde aller Zeiten ins Leben zu rufen. Der Großteil aller Bürger aus den Gemeinden Bettendorf, Diekirch, Erpeldingen/Sauer, Ettelbrück und Schieren kennt den Begriff „Nordstad“ aber lediglich vom Hörensagen, denn dieses Projekt ist für sie noch immer ein sehr abstraktes Gebilde.
„Wie sollte es auch anders sein“, meinte dieser Tage einer der fünf Bürgermeister. Und hinter vorgehaltener Hand gab er zu verstehen, dass es mit einem monatlichen Treffen des speziell zur Fusion geschaffenen interkommunalen Syndikats nicht genügt, um ernsthaft und schneller weiterzukommen. Außerdem sei die Hilfestellung aus dem Innenministerium zurzeit ebenso abstrakt wie das Fusionsprojekt an sich.
Die Rangelei der letzten Monate um die Finanzierung dieser Fusion lässt bereits tief blicken, dazu kommt, dass bei den jetzigen Budgetdebatten in den betroffenen Gemeinden der Begriff „Nordstad“ nur selten oder gar nicht zu hören ist.
Nach einem Referendum wolle man bis zu den Gemeindewahlen 2023 mit der Fusion so weit sein, hieß es vor drei Jahren. Das können die betroffenen Gemeindemütter und -väter aber wohl vergessen, denn beim jetzigen Stand der Dinge würde ein im kommenden Jahr abgehaltenes Referendum dieser Fusion mit Sicherheit den Gnadenstoß geben.
Zwischen April und November 2020 wurden in allen fünf Gemeinden Foren organisiert, wo Bürger über Chancen und Risiken der geplanten Fusion „mitreden“ konnten. Die, die sich trauten, vors Mikrofon zu treten, sprachen ohne Ausnahme die katastrophale Verkehrssituation in der „Nordstad“ an. Die Fusion könnte ihrer Meinung nach eine Chance sein, dieses Problem endlich konkret anzupacken.
Und damit sind wir wieder bei den Träumen und Wünschen angelangt. 1979 (!) verteilte die CSV Landkarten als Werbemittel vor den Wahlen, auf denen bereits eine Straße um Ettelbrück herum Richtung Norden eingezeichnet war. Vor mehr als 25 Jahren lagen bereits Pläne der Straßenbauverwaltung für eine Verkehrsentlastung in und um Ettelbrück unter dem Weihnachtsbaum. Von der Umgehungsstraße Richtung Bastogne, um nur diese zu nennen, träumen also viele bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert.
Doch damit nicht genug: Während der Vorstellung des „landesplanerischen Leitbildes Nordstad 2035“ im Oktober dieses Jahres verkauften Minister François Bausch und der Vertreter der Straßenbauverwaltung die 25 Jahre alte Trasse zwischen einstiger Zigarettenfabrik am Eingang von Ettelbrück bis zur Anhöhe zwischen Ettelbrück und Niederfeulen als Vision und damit Teil des Leitplans 2035. Das kann man, gelinde ausgedrückt, als Frechheit bezeichnen.
Unter dem Strich bleibt lediglich, dass weiter geträumt und gewünscht werden kann. Auch 2022 wird es Jahresendfeiertage geben, und 2023, 2024, … 2035, 2036 …
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