Retro 2021 / Fünf-Phasen-Plan, Drängler und Verweigerer: Die Impfkampagne Luxemburgs im Rückblick
Wie im Jahr davor stand auch 2021 komplett im Zeichen der Coronapandemie. Doch viele begannen das Jahr in der Hoffnung, wieder den Weg in die Normalität antreten zu können: Die ersten Impflieferungen erreichten Luxemburg noch im Dezember 2020. Doch die Impfkampagne in Luxemburg kam nur schleppend in die Gänge.
Am 28. Dezember 2021 startet Luxemburgs Impfkampagne, die das Großherzogtum noch das komplette Jahr beschäftigen sollte. Beim Verteilen der Dosen setzt das Gesundheitsministerium auf zwei Grundpfeiler: Zum einen den Fünf-Phasen-Plan. Der soll sicherstellen, dass die am gefährdetsten und systemrelevantesten Menschen als erstes geimpft werden. Denn es ist ein Rennen gegen das Virus, angekurbelt durch immer neue Mutationen.
Zum anderen das Prinzip der Komplettimpfung: Die zweite Dosis der Impfung wird sofort vorreserviert. Anders als z.B. Israel werden nicht sofort alle ankommenden Dosen verimpft, sondern eine Reserve soll garantieren, dass auch die zweite Impfdosis in dem empfohlenen Zeitrahmen verabreicht werden kann. Denn die Regierung will sich nicht nur auf die versprochenen Liefertermine der Hersteller verlassen. Die Verfügbarkeit der Impfstoffe dominiert im Frühjahr 2021 immer wieder die Headlines.
Nacheinander öffnen die Impfzentren im ganzen Land – unter anderem in Ettelbrück und Belval sind große Impfstellen geplant. Doch nicht jeder Standort ist unumstritten: Das Zentrum in Bad Mondorf wird kritisiert – es sei nicht für alle Bürger aus dem Osten gut erreichbar.
Auch das Tempo der Impfkampagne gefällt nicht allen: Wer nicht besonders gefährdet ist oder sich mit seinem Alter für eine der früheren Phasen qualifiziert, muss warten. Impfdrängler geraten im ersten Drittel des Jahres in die Schlagzeilen. Am Ende des Jahres wird die Staatsanwaltschaft gegen 69 Menschen wegen Impfdrängelei ermittelt haben – 23 Menschen bekommen im Laufe des Jahres eine Verwarnung ausgesprochen.
Die Impfungen sind nicht unumstritten. Auf den sozialen Medien verbreiten sich Fake News wie Lauffeuer. Befeuert werden sie durch echte Nachrichten über bedenkliche Nebenwirkungen. Die Verabreichung des AstraZeneca-Vakzins wird zwischenzeitlich gestoppt, dann wird es nur noch für Menschen zwischen 55 und 30 Jahren zugelassen. Freiwillige für dieses Vakzin können sich in Luxemburg auf Listen einschreiben lassen.
Der Sommer wird in Luxemburg zum Impfsommer: Ab Anfang Mai können sich alle Einwohner ab 16 Jahren im Land impfen lassen, im Juni wird das Covid-Check-Zertifikat eingeführt. Der QR-Code soll es erlauben, innerhalb der EU wieder zu reisen und eine vollständige Impfung nachweisen zu können. Luxemburg gewöhnt sich an 3G – etwa in Restaurants oder bei kulturellen Veranstaltungen.
Mit dem beginnenden Herbst wird allerdings deutlich: Während die Neuinfektionszahlen wieder ansteigen, lassen sich kaum mehr Menschen impfen. Die Opposition gibt der Kommunikationsstrategie der Regierung die Schuld. Die „Santé“ intensiviert ihre Anstrengungen und setzt auf Pop-up-Impfzentren.
Gleichzeitig sollen die bisher schon Geimpften ein drittes Mal unter die Nadel kommen: Erst werden wieder die Vulnerablen geboostert, dann flattern im November und Dezember auch bei den anderen Mitbürgern die Einladungen zum Boostern ins Haus – in der Regel sechs Monate nach der zweiten Impfung, bei AstraZeneca bereits nach vier Monaten. Die Impfzentren geraten durch den Ansturm auf die Booster teils unter Druck.
Seit dem 23. Dezember können nun auch Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren geimpft werden. Im selben Monat beschließt die EU, dass der Impfpass nun nur noch neun Monate Gültigkeit hat, außer man ist geboostert. Luxemburg schärft bei den Corona-Regeln nach, führt in Teilen ein 2G+-System ein. Und die Impfpflicht, die Anfang 2021 noch verworfen wurde, liegt nun als ernster Vorschlag auf dem Tisch – und könnte 2022 kommen.
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