/ Ausstieg aus der Armut: Über die Möglichkeiten der Mikrofinanz
Im Kapitalismus, so wie er heute funktioniert, kann man die Armut nicht ausradieren. Davon ist Friedensnobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus überzeugt. Man kann aber, indem man dem Kapitalismus ein Element hinzufügt, die Armut erfolgreich bekämpfen. Das fehlende Element heißt „soziales Business“. Gemeint sind damit Mikrokredite, die an die Armen vergeben werden. Auf Vertrauensbasis, wohlgemerkt.
Denn Arme können keine Sicherheiten bei einer Bank angeben, da sie fast nichts besitzen.
Eine wichtige Sache besitzen sie aber schon: Qualifikationen. Davon ist Yunus überzeugt und hat mit seiner Grameen Bank über Jahrzehnte zahlreiche Beweise für seine Theorie liefern können. Ein angestellter Bauer könnte sich mit einem kleinen Darlehen beispielsweise Hühner kaufen. Dann arbeitet er nicht mehr für einen Arbeitgeber, sondern für sich selbst. Er verkauft die Eier, zahlt damit den Mikrokredit zurück und steckt in einer zweiten Phase den Gewinn vom Verkauf in seine eigene Tasche. Damit hat er aus dem Nichts eine Existenz aufgebaut.
Luxemburg als wichtiger Finanzplatz hat mehrmals Interesse am Prinzip der Mikrofinanz gezeigt, sagt Yunus. Leider aber nur an der gewinnbringenden Mikrofinanz. Für ihn ist es ein Tabu, auf Kosten der Ärmsten ein Geschäft zu machen. Deshalb schlägt er einen „sozialen Business-Fonds“ für Luxemburg vor. Das Ganze würde sich selbst tragen. Vereinfacht dargestellt, würde das in etwa so ablaufen: Menschen, die etwas Gutes machen wollen, können in den Fonds einzahlen. Das Geld wird in Form von Mikrokrediten an die Armen ausgegeben. Diese zahlen ihre Schulden wieder zurück, bis der Fonds wieder aufgefüllt ist. Die Einzahler bekommen ihr Geld zurück. Niemand hat etwas dabei verloren. Die Rechnung geht auf.
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