/ Backe, backe Kuchen: Der Anti-Terror-Mann hat gerufen
Ich bin ehrlich gesagt ziemlich hin- und hergerissen. Der Zugang zu Informationen spielt für uns Journalist(inn)en eine essenzielle Rolle. Für diesen setzen wir uns tagtäglich ein, den Steinen, die einem selbst hierzulande häufiger mal in den Weg gelegt werden, zum Trotz.
Nun verhält es sich aber mit der groß angekündigten Terror-Übung am vergangenen Samstag in der Rockhal genau andersrum. Unser Berufsstand war geladen, und selbst wenn sich so manche Kollegen nun darüber aufregen, nicht direkt an Interviews gelangt zu sein, so sprechen die mittlerweile publizierten Artikel und Fernsehreportagen zur Übung doch eine andere Sprache. Zahlreiche Zitate von grundverschiedenen Akteuren lassen schon ein gewisses Mitteilungsbedürfnis vermuten. Aber über was wurde eigentlich berichtet, warum und vor allem für wen?
Es war ohne Zweifel zwingend notwendig, die Bevölkerung im Voraus darüber zu informieren, dass bestimmte Straßen gesperrt werden und sie beim Hören von Schüssen nicht in Panik geraten sollen. Dies ist gewissermaßen ein „Service“, den Medien zu leisten haben. Aber wie soll man mit dem Geschehen am Tag selbst umgehen?
Nun bin ich zwar Kulturjournalistin und beschäftige mich daher gerne mit Happenings, Performances und Theatervorstellungen, aber wir sind uns doch hoffentlich einig, dass keiner dieser Begriffe auf diese – im wahrsten Sinne des Wortes „todernste“ – Übung zutrifft.
Nicht nur als Journalistin, sondern auch als Bürgerin (und leidenschaftliche Konzertbesucherin) ist mir in erster Linie wichtig, dass sich alle betroffenen Instanzen auf einen derartigen Ausnahmefall im Detail vorbereiten, Tests durchführen und eventuelle Probleme beheben können. Aber braucht man dabei wirklich Zuschauer?
Es gibt viele Informationen, die wir als Journalisten zutage fördern wollen, unabhängig davon, ob es Menschen gibt, die lieber hätten, wir täten dies nicht. Ich denke aber, dass in diesem Fall wirklich absolut niemand, der bei klarem Verstand ist, wirklich wollen würde, dass der endgültige Plan der Einsatzkräfte für einen solchen Notfall an die Öffentlichkeit gelangt, da dies schlicht und ergreifend die Gefahr maximieren würde, statt sie einzudämmen.
Demnach bin ich der Meinung, dass es kein Kindergeburtstag ist, zu dem man jeden einladen muss, der Heißhunger auf Kuchen hat. Außer man will, dass jeder und jede sieht, wie gut man backen kann …
- „Wenn du die Stimme ausmachst, hören wir dir zu“: Welttag der Gehörlosigkeit aus luxemburgischer Perspektive - 29. September 2019.
- „Red Joan“ von Trevor Nunn: Spionage à la Rosamunde Pilcher - 28. Juni 2019.
- Das Musical der Erdmännchen-Brüder Jan und Henry besucht das Wiltzer Festival - 28. Juni 2019.
Mann/Frau staunt immer wieder darüber, wie flott Ressortminister, Staatsanwälte, Beamte von Kripo, Polizei und Zoll, Armee…. ihre „Erfolgs-REZEPTE“ in die Medienlandschaft hineinposaunen. Nicht allein hierzulande.
So erfährt Jenny und Menni so ganz nebenbei wie man sich anlegte, welche Hilfsmittel und Neuerungen zum Einsatz kamen, wo Verstärkung hergeholt wurde usw.
Wird irgendetwas in Sachen Fahndungs-Verbesserung, Sicherheit oder Vorbeugung geplant werden potentielle Täter durch Unvorsichtigkeit und/oder Wichtigtuerei vorgewarnt.
Meist sind es „Untere“, keine Anfänger in der jeweiligen Branche, welche derartig Effizienzen verbocken.
NB. MEIST SIND ES …keine “ Untere „, soll es heissen
Diese Aufführungen dienen doch bloss zu Volksberuhigung, nach dem Motto: ‚Seht, wir nehmen die Bedrohung ernst! Wenn wirklich etwas geschieht laufen viele kopflose Hühner herum und die EInsatzfahrzeuge stehen im Stau.
Man sollte sich vielleicht mal vor Augen führen, dass es bei der Aktion darum ging, zu üben, wie man die Situation unmittelbar nach einem verheerenden Anschlag möglichst schnell wieder unter Kontrolle bekommt. Den Anschlag selbst zu verhindern, mit Dutzenden Toten und noch viel mehr Verletzten, Verstümmelten und Traumatisierten, war nicht Teil der Übung, da dies ein Ding der Unmöglichkeit ist. Zu allem entschlossene Fanatiker sind Polizei, Geheimdienst usw. immer einen entscheidenden Schritt voraus, da können wir die Anfahrt von gepanzerten Einsatzwagen üben bis wir schwarz sind. Selbst wenn also jetzt jedermann, vom Spezialeinsatz-Polizisten bis zum Krankenwagenfahrer, hochgelobt wird und die Übung als „voller Erfolg“ gilt, ist dies immer noch nichts, was einen beruhigen sollte. Schliesslich ist allles was bei der Übung herauskam doch nur die Tatsache, dass im Fall der Fälle meine entstellte Leiche relativ zeitnah geborgen werden kann und wohlorganisiert im Leichenschauhaus landet ohne irgendwo verschlampt zu werden. Toll. Danke, lieber Staat.
Also das war doch ein Happening erster Güte! So eine Übung für den Ernstfall dürfte und müsste auch ohne Presse auskommen. Man muss nicht unbedingt den potentiellen Terroristen zeigen wie stark resp. wie schwach man ist. Bei einem solchen Manöver müsste doch eigentlich ebenfalls ein Hubschrauber zum Einsatz kommen, abgesehen davon, dass solche Aktionen streng geheim stattfinden sollten. Wahrscheinlich aber wollte der neue Armeeminister, Entschuldigung, Verteidigungsminister, nur wieder imponieren. Man kann nur hoffen, dass der Ernstfall nie eintrifft.