Kommentar / Eine Altersbegrenzung bei Olympia wäre die einfachste, aber nicht die beste Lösung
13-jährige Medaillengewinnerinnen, eine zwölfjährige Tischtennisspielerin: Die Olympischen Spiele in Tokio heizen die Diskussionen um eine Altersbegrenzung bei den Spielen an. Man kann darüber diskutieren, ob sie zu jung für die große Bühne sind, aber ab wann ist man alt genug? Und sollten die Talente bei Kindern nicht gefördert werden? Wenn eine 13-jährige Skateboarderin mit der Weltelite mithält, wieso sollte sie sich nicht mit ihr messen dürfen?
Hochbegabte Kinder versucht man schulisch ja auch so zu fördern, dass ihnen nicht langweilig wird und sie die Lust an der Schule nicht verlieren. Im Sport ist es das Gleiche. Würde man Momiji Nishiya und Rayssa Leal nur mit Kindern in ihrer Altersklasse skaten lassen, wäre das Risiko hoch, dass sie irgendwann keine Lust mehr hätten. Sie haben sich ihre Olympia-Qualifikation immerhin genauso verdient wie alle anderen Athleten.
Eine Altersbegrenzung würde den besonderen Schutz, den Minderjährige selbstverständlich brauchen, auch nur bedingt stärken. Bei Olympia stehen die Kinder im Fokus des öffentlichen Interesses. Sie dürfen dort nicht behandelt werden wie erwachsene Athleten und müssen behütet werden. All das müssen Organisatoren wie das IOC gewährleisten können. Die Eltern sind ebenfalls gefordert, genau wie bei hochbegabten Kindern.
Das stärkste Argument der Befürworter einer Altersbegrenzung ist aber der Schutz der Kinder vor erfolgsbesessenen Trainern, die ihre Talente bereits im Kindesalter mit brutalen Trainingsmethoden quälen. Erfolgsbesessene Trainer und Eltern gibt es allerdings nicht nur auf Spitzenniveau. Der Missbrauch Schutzbefohlener ist ein großes, oftmals noch tabuisiertes Problem im Sport, dessen Strukturen seit jeher in dieser Hinsicht versagen. Genau diese Strukturen müssten endlich so gestärkt werden, dass sie Kinder wirklich schützen. Hier können Sportlerinnen wie Momiji Nishiya und Rayssa Leal etwas bewegen. Der Sport sollte sich darum bemühen, solche Ausnahmetalente altersgerecht zu betreuen. Das würde Auswirkungen auf die Basis haben. Eine Altersbegrenzung wäre die einfachste Lösung, das Problem anzugehen, aber nicht die beste.
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„Hochbegabte Kinder versucht man schulisch ja auch so zu fördern, dass ihnen nicht langweilig wird und sie die Lust an der Schule nicht verlieren. Im Sport ist es das Gleiche.“ Nein.Im Sport ist das nicht das Gleiche. Wenn Kinderturnerinnen oder Schwimmer/Innen morgens um 05.00 raus müssen oder die Wirbelsäule so verbogen bekommen,dass man nicht weiß welche Spätschäden da entstehen,dann ist das etwas anderes als wenn man ein talentiertes Gehirn in der Schule fördert.Denn Gehirne verschleißen nicht durch Gebrauch. Man erinnere sich an die Olympia-Wunder aus der DDR und man schaue sich an wie sie heute „herumkriechen“,weil sie mit Testosteronbehandlungen aus ihrer Glanzzeit zu kämpfen haben.
Zusätzliche „Vitamingaben“ bei Kindersportlern würden mich auch nicht wundern.
Hat nichts mit dem Alter zu tun, für einige Sportarten sind 35kg Körpergewicht eben ein Vorteil.
@HTK: Und was machen wir zB mit den Wunderkindern in der Musik? Oder meinen Sie, dass 6jährige ‚freiwillig‘ Stunden am Klavier sitzen oder die Geige unters Kinn klemmen? Das grenzt doch auch an Dressur.