Arbeitswelt / Telearbeit: Das vernachlässigte Thema
2018 klang die Absicht noch wie Zukunftsmusik. „Die Ausweitung der Telearbeit wird gefördert werden (…)“, heißt es auf Seite 138 im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung. Im Juni 2020, zwei Jahre und die Covid-19-Krise später, ist „Télétravail“ für viele Arbeitnehmer in Luxemburg nicht mehr Zukunft, sondern tägliche Realität. Nicht nur für die im Land Ansässigen, sondern für viele der über 200.000 Grenzgänger aus Belgien, Frankreich und Deutschland. Immer am heimischen Schreibtisch sein, das wollen die wenigsten. Aber mit frei wählbaren und mit dem Arbeitgeber vereinbarten Tagen können sich die meisten anfreunden. Das betrifft die Branchen und Berufe, wo das geht.
Deshalb gibt es keinen Grund, das Thema jetzt nicht dynamisch anzugehen, wo alle ihre Erfahrungen damit machen konnten. „Mit unseren Nachbarn wird in Hinblick auf praktikable Lösungen für die Grenzgänger Kontakt aufgenommen werden“, heißt es im Koalitionsvertrag an gleicher Stelle weiter. Das war vor zwei Jahren. Seitdem ist nicht viel passiert – außer in der Krise. Das spiegeln Anfragen zum Thema bei staatlichen Institutionen wider, wo die Steuerproblematik für Grenzgänger bekannt ist. Als sei das Thema nebensächlich und jetzt gerade nicht so wichtig. Ist es aber, wenn Luxemburg sein Wirtschaftsmodell erhalten, die ehrgeizigen Klimaziele erfüllen und das CO2-Aufkommen deutlich reduzieren will. Von besserer Luft und leereren Straßen profitieren übrigens auch die „Résidents“. Für die Privatwirtschaft wird es irgendwann essenziell werden, Fernarbeitsmodelle bei der Suche nach gut ausgebildeten Mitarbeitern anbieten zu können. Die Work-Life-Balance bleibt auch nach der Krise wichtig. Bei der ING-Bank ist das schon vor Jahren in den Führungsetagen angekommen. Dort können die Mitarbeiter seit 2011 einen Tag in der Woche von zu Hause aus arbeiten. Ohne Probleme und ohne steuerliche Nachteile, sonst hätten sie es nicht gemacht. Vielleicht da mal nachfragen, wie es geht?
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