/ Zur Klinikgeburt gezwungen – aus Mangel an Alternativen
Während der Schwangerschaft werden Frauen in Luxemburg ständig untersucht, analysiert und warten auf Ergebnisse.
Die drei vorgeschriebenen Ultraschalluntersuchungen werden laut der Hebamme Martine Welter häufig überschritten. Schwangere werden behandelt, als seien sie krank. Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall: Sie tragen neues Leben in sich. Trotzdem müssen sie ständig ins Krankenhaus – auch um ihr Kind zur Welt zu bringen. Sie müssen an den öffentlichen Ort, an dem sich am meisten kranke Menschen und damit auch Keime auf engem Raum versammeln.
Das ständige Bangen um die Gesundheit des Kindes wirkt sich negativ auf die Mutter-KindBindung aus. Werdende Mütter sind häufig gestresst. Welter zufolge haben sie oft Angst, sich an ihr Kind zu binden. Sie befürchten, dass doch noch etwas schiefgehen könnte.
In den Niederlanden werden schwangere Frauen dagegen ganz anders behandelt. Zum Arzt müssen sie in der Regel nicht – es sei denn, die Hebamme stellt tatsächlich eine Anomalie fest. Die meisten Untersuchungen finden zu Hause statt. Ist alles in Ordnung, ist es in Holland fast selbstverständlich, dass das Kind per Hausgeburt zur Welt kommt. Dort, wo sich die Frau wohlfühlt und am wenigsten gestresst wird.
In Luxemburg bietet nur Martine Welter diesen Service an – doch sie geht bald in Rente. Von Nachfolge keine Spur, ein Geburtshaus gibt es im Großherzogtum nicht. Das nächstgelegene befindet sich im saarländischen Merzig. Eine Geburt dort erstattet die luxemburgische Gesundheitskasse nicht. Frauen haben hier also (fast) keine andere Wahl, als ihr Kind im Krankenhaus zur Welt zu bringen. Und keine andere Wahl zu haben, bedeutet, gezwungen zu sein.
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„Und keine andere Wahl zu haben, bedeutet, gezwungen zu sein.“ Schönes Plädoyer für den Beruf der Hebamme.
Ich bin keine Frau,aber Vater und Großvater. Ich denke,dass es für eine junge Familie beruhigend ist zur Zeit der Niederkunft einen Gynäkologen in der Nähe zu wissen. Nichts gegen Badewannengeburten zu Hause,aber wenn’s dann doch noch schief gehen sollte,ist man in einem Kreissaal besser aufgehoben als in einem Badezimmer. Und mit der Bindung Mutter/Kind hatten wir keine Probleme.