Innehalten und Vorausblick im Magazin-Heft / Von Vollbremsung bis volle Kraft voraus
Wie die Pandemie uns zur Selbstreflexion anhielt und das Magazin-Heft für die Zukunft gerüstet wird
Ikigai – die alte japanische Lehre verspricht inneres Aufräumen. Nach beinahe zwei Jahren Leben mit der Pandemie sind Innehalten und Einordnen jetzt das Gebot der Stunde.
16. März 2020 – Luxemburg ging in den Lockdown, fünf Wochen lang stand das öffentliche Leben still, die Gemüter zwischen Hoffen und Bangen. Jetzt, nach mehr als anderthalb Jahren, leben wir ein beinahe normales Leben. Beinahe normal, so gestaltete sich auch das Jahr 2021 aus der Sicht des Magazin-Hefts.
Während in der ersten Jahreshälfte Zurückhaltung gefragt und die Impfung als „Gamechanger“ gefeiert wurde, nahm das gesellschaftliche Leben ab dem Sommer mit den inzwischen verinnerlichten und hilfreichen sanitären Maßnahmen seinen gewohnten Lauf. Mehr noch: Ein Gefühl von Aufbruchstimmung machte sich breit. Pressekonferenzen fanden statt, die Hersteller übertrafen sich dabei, neue Produkte vorzustellen, der direkte Kontakt vor Ort wurde wieder bevorzugt.
Es liegt in der Natur des Menschen, Veränderungen mit Skepsis und Unwohlsein zu begegnen. Doch sie müssen nicht zwangsläufig negativ bewertet werden.verantwortliche Redakteurin im Magazin
Doch bei aller Euphorie, die jetzt zutage trat, auch noch etwas Anderes machte sich bemerkbar. Die erste Jahreshälfte wurde noch einmal genutzt, um innerlich aufzuräumen. Ikigai – so nennen die Japaner ihre Kunst, Dinge im eigenen Leben zu sortieren. Unsere Korrespondentin Elke Bunge beschrieb den Sinn dahinter in ihrem dazugehörigen Artikel so: „Übersetzen lässt sich das zusammengesetzte japanische Wort aus den Wörtern ‚ikiru‘, das das ,Leben‘ meint, und ‚kai‘, welches die Bedeutung ,die Verwirklichung dessen, was man hofft‘ hat. Inhaltlich lässt sich das Wort mit ,der Grund zum Leben‘ erklären.“
So wie manch einer in der Anfangszeit die Wohnung auf Vordermann brachte, galt es Anfang 2021, die eigene Sicht der Dinge neu zu justieren. Ob sich beruflich neu orientieren, Dinge anders angehen, zwischenmenschliche Beziehungen überdenken, sich über grundsätzliche Dinge wie Ernährung und Mobilität klarwerden – ein Weiter so, wie bisher, konnte und wird es nicht mehr geben.
Es liegt in der Natur des Menschen, Veränderungen mit Skepsis und Unwohlsein zu begegnen. Doch sie müssen nicht zwangsläufig negativ bewertet werden. „Der Grund zum Leben“ lässt sich neben der inneren Reflexion vor allem im Austausch mit anderen herausfiltern. Während zu Beginn des Jahres unser „Lebenstempo“ noch gedrosselt war und Zeit zum Nachdenken in Hülle und Fülle zur Verfügung stand, ging es ab dem Sommer wieder rund.
Dass in der Eile viele Dinge auf der Strecke blieben, mag daher nicht verwundern. Umso wichtiger ist es, in Momenten der Ruhe, wieder innezuhalten und nachzudenken. Und den Menschen, mit denen das innere Aufräumen gelingen soll, zuhören und gleichzeitig die leiseren Töne, die in den lauten Sätzen unterzugehen drohen, wahrnehmen. Denn sie sind es, die uns alle weiterbringen. Eigentlich müsste man den Menschen dankbar sein, die in den lauten Sätzen, die leisen Töne verweben, die weiterhelfen, das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Eines dieser Ziele soll im kommenden Jahr umgesetzt werden und betrifft das Magazin-Heft. Wir alle, die daran arbeiten, möchten unser gemeinsames Projekt, an dem viel Herzblut hängt, voranbringen. Bis dahin halten wir noch etwas inne, tauschen Ideen aus, räumen innerlich auf. 2022 haben wir hoffentlich „den Grund zum Leben“ im Magazin gefestigt und es zukunftsfähig gemacht. Bis dahin versorgen wir unsere Leser wie gewohnt jeden Samstag mit spannenden Geschichten und arbeiten mit vollem Elan an „(der) Verwirklichung dessen, was man hofft“ – „ikigai“ eben. Bleiben Sie also gespannt!
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