Missbrauch / Safeguarding: Das ist der aktuelle Stand
Nachdem die Demokratesch Partei (DP) das Thema Safeguarding in den Koalitionsvertrag übernommen hat, fängt für die Fachleute im luxemburgischen Sport nun die Arbeit an. Wir informieren über den aktuellen Stand.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) widmet sich seit 2016 dezidiert dem Schutz von Sportlerinnen und Sportlern vor psychischem und physischem Missbrauch. Seit 2022 übernimmt die sogenannte „Safe Sport Unit“ die Organisation von Initiativen zu Prävention und Sensibilisierung sowie die Implementierung von Safeguarding-Praktiken bei den Olympischen Spielen und den nationalen Olympischen Komitees – etwa durch das Anbieten von Lehrgängen für Funktionsträger. Eine solche Person ist Michelle Tousch, die Verantwortliche für Rechtsangelegenheiten des „Comité Olympique et Sportif Luxembourgeois” (COSL). In der olympischen Delegation Luxemburgs ist sie für die Bereiche „Safety, Safeguarding, Anti-Doping“ verantwortlich. Nebenbei ist sie eine Vertreterin des COSL im Vorstand der Anti-Doping-Agentur ALAD, die laut dem Koalitionsvertrag von CSV und DP zu einer Anlaufstelle für das Thema Safeguarding werden soll.
Safeguarding
Der Begriff „Safeguarding“ bezeichnet Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte, der Gesundheit und des Wohlbefindens des Einzelnen, die es Menschen – insbesondere Kindern, Jugendlichen und schutzbedürftigen Erwachsenen – ermöglichen, frei von physischem, psychischem oder sexuellem Missbrauch und Vernachlässigung zu leben. In einer durch die Europäische Union finanzierten Studie stellte die Edge Hill University fest, dass drei Viertel von 10.000 Befragten in ihrer Kindheit psychischen oder physischen Missbrauch im Sport erfahren haben.
Im Rahmen ihrer Funktion nimmt Tousch aktuell an einer Ausbildung der „Safe Sport Unit“ im Rahmen des „International Safeguarding Officer in Sport Certificate“ teil, die sie Ende des Monats abschließen wird. Das COSL braucht nach Maßgaben des IOC eigene Safeguarding-Officer, unabhängig von den Regierungsplänen für die ALAD. Danach wird sich die Sportjuristin jedoch der Ausarbeitung von Guidelines für das luxemburgische Safeguarding-Konzept beteiligen. Über dieses Thema sprach Michelle Tousch mit dem Tageblatt.
ALAD soll „Safeguarding-Officer“ stellen
„Hierzulande ist der Stand von Safeguarding-Praktiken im Sport ausbaufähig“, sagt Tousch. Einerseits haben bereits viele Vereine und Verbände in Luxemburg sogenannte „Safeguarding-Officer“ ernannt. Andererseits seien diese Ämter häufig auf Initiative der internationalen Sportorganisationen eingeführt worden. Vor Ort fehle es oftmals an Informationen, Ausbildungsstandards und einem breiten Bewusstsein für das Thema. „Vorfälle passieren sicherlich auch in Luxemburg, allerdings fehlt es momentan an offiziellen Fallzahlen“, erklärt Tousch.
Sobald die ALAD ihre Arbeit als nationale Anlaufstelle aufnehme, werden nicht nur Betroffene, Angehörige oder Zeugen, sondern idealerweise auch Vereine oder Organisationen auf die Safeguarding-Officer zurückgreifen können. Diese Experten könnten den Verbänden Unterstützung bei der internen Implementierung bieten.
Die Arbeit beginnt erst
Davon ist man bei der ALAD jedoch noch weit entfernt. Loïc Hoscheit, Direktor der ALAD, führt deshalb Gespräche. Mit Ministerien, NGOs, der Polizei, der Generalstaatsanwaltschaft, dem nationalen Sportinstitut Inaps, dem „Sportlycée“ und vielen mehr. Das berichtet Hoscheit dem Tageblatt. Erst danach werde sich konkreten Fragen wie dem Personal- oder Geldbedarf gewidmet. Auch ein Mechanismus zur Bearbeitung konkreter Fälle fehle noch.
Darüber hinaus soll sich die ALAD nach dem Willen der Regierung weiteren Aspekten eines integren Sports annehmen. Sei es „Match-fixing”, „Financial fair-play“ oder eben Safeguarding – die Überschneidungen mit dem Thema Doping sind größer, als man im ersten Moment denkt. Auch dort dreht sich ein Großteil der Arbeit schließlich um Prävention. Die ALAD bietet Bildungs- und Sensibilisierungsprogramme zu Dopingmitteln und ihren Nebenwirkungen an. Darüber hinaus geht es der Agentur um die Stärkung des Sportsgeistes bei Athleten und ihren Managern. Das Schaffen eines aufmerksamen Umfelds, das mit dem Wissen und Selbstbewusstsein ausgestattet ist, um sich bei Übergriffen einzumischen, ist auch das Ziel beim Safeguarding.
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